-In Haremshaltung:
Grundsätzlich kann man sagen: wieso nicht? Es suchen so viele Jungs ein schönes zu Hause, was spricht also gegen einen Kastraten?
Außerdem ist es immer von Vorteil für die Mädels. Ein guter Haremswächter umsorgt seine Mädels. Er geht dazwischen, wenn sich die Damen einmal streiten und schlichtet diesen Streit, sodass alle
Parteien harmonisch miteinander leben können.
Auch sorgt er durch das regelmäßige Besteigen der Damen während der Brunst für einen ausgeglichenen Hormonhaushalt. Wenn kein Kastrat in der Gruppe lebt, übernimmt eines der Weibchen das
Besteigen der brünstigen Weibchen. Durch dieses "männliche" Verhalten kommt es häufig dazu, dass diese Weibchen vermehrt Testosteron produzieren. Dadurch kommt der Hormonhaushalt durcheinander,
was verschiedene Krankheiten begünstigen kann (beispielsweise Eierstockzysten).
Eine Haltungsform wie diese ist, wenn man sich die wilden Verwandten in Südamerika ansieht, eine der natürlichsten Lebensformen. Natürlich leben Wildmeerschweinchen nicht mit einem Kastraten zusammen, sondern mit einem potenten Bock, das ist allerdings für die Haustierhaltung keine Option.
-In Jungsgruppen:
Vorab muss man wissen, dass Meerschweinchen in sogenannte "Rappelphasen" kommen. Diese sind vergleichbar mit den "Trotzphasen" von kleinen Kindern bzw. später mit der Pubertät bei Menschen. Meerschweinchen kommen etwa mit drei, sechs, neun und selten zwölf Monaten in die Rappelphase. Bei Weibchen ist das meistens kein Problem, da sie nicht sonderlich stark ausgeprägt sind.
Jungs hingegen sind da etwas problematischer. Sie wollen dann oft auf "dicke Hose" machen und den anderen Meerschweinchen klar machen, dass sie nun der Chef sind. Wenn man nun mehrere Jungs in gleichem Alter hat, kann man sich ja ausdenken, wo das hinführt. Sie werden sich häufig bekämpfen und auch, wenn Meerschweinchen noch so süß sind, so haben sie doch sehr scharfe Zähne und können einander schwer verletzen.
Dieses Risiko gilt es zu minimieren und das geht am Besten durch eine gut durchdachte Gruppenkonstellation und passende Tiere. Ein guter Züchter kennt seine Tiere und kann so die bestmögliche Gruppe zusammenstellen. Diese muss sowohl vom Alter (nicht alle Tiere sollten gleich alt sein), als auch vom Charakter zusammenpassen.
Meine grundsätzliche Empfehlung für eine gute Jungsgruppe ist ein erfahrenen Erzieherbock (natürlich kastriert) und dazu dann am optimalsten Frühkastraten. Frühkastraten werden vor der Geschlechtsreife kastriert. Das sorgt für verringerten Testosteronausschuss, wodurch die Rappelphasen (in den meisten Fällen) abgeschwächt werden. So hat man die besten Chancen auf eine funktionierende Gruppe.
Zuallerletzt muss man sagen, die Kastration ist auch eine Art "Plan B". Es gibt immer mal Fälle, in denen es nicht mehr klappt mit den Jungs. In so einem Fall hat man dann die Option, den "Unruhestifter" schnell zu einem Weibchen zu setzen. Wenn er noch nicht kastriert wäre, müsste er lange alleine sitzen (Böcke sind nach der Kastration noch bis zu 6 Wochen zeugungsfähig). Das ist für das Tier natürlich nicht schön, also sollte man sich vorher bewusst sein, dass es zu diesem Fall kommen kann.
Meine eigene Meinung zum Schluss: Ich liebe meine Jungsgruppen! Wenn man die passenden Jungs hat, ist es so viel harmonischer als ein Harem. Unter Mädels gibt es häufig Gezanke, wenn auch nur leichtes Gezanke. Ich finde das Sprichwort "Wahre Liebe gibt es nur unter Männern" an dieser Stelle sehr passend.