Skinny oder Baldwin?


Keine Rasse begegnet so vielen Vorurteilen wie das Skinny Pig. Deshalb möchte ich ein paar Informationen zum Skinny Pig und dem oft damit verwechselten Baldwin bieten.


Worin liegt also nun der Unterschied zwischen Skinny Pig und Baldwin?


Im Grunde ganz Einfach: Baldwins sind eine Qualzucht und Skinny Pigs nicht.

Baldwins werden vollständig behaart geboren und verlieren einige Tage oder Wochen nach der Geburt sämtliche Haare, inklusive Tasthaaren und Wimpern. Viele sehen das als die größte Einschränkung der Baldwins, da die Wimpern und Tasthaare ein Sinnesorgan der kleinen Nager sind. Das verlieren der Haare ist allerdings eher ein Symptom des größeren Problems.

Der Haarverlust liegt daran, dass der Thymus, ein Organ, das sich bei Meerschweinchen im Halsbereich befindet. Dieses Organ ist für die Bildung der Hormone Thymosin und Thymopoetin I und II zuständig, welche wiederum benötigt werden, um T-Lymphozyten heranzureifen. Dieses sind die körpereigenen Abwehrzellen, die Bakterien und Viren erkennen.

Das bedeutet: es fehlt ein großes Stück des Immunsystems.

Die Thymus Hormone hängen im direkten Zusammenhang mit dem Haarwachstum. Sie stärken die Haarfolikel, welche das Haar in der Haut befestigen. Durch das Fehlen der Thymuspeptide fallen die Haare also aus, weil die Haarfolikel zu schwach sind, die Haare zu halten.

Die Zucht dieser Rasse ist ethisch nicht vertretbar und ist deshalb in Deutschland verboten.

 

Das Skinny Pig hingegen hat keine gesundheitlichen EInschränkungen, wenn man eine gewissenhafte Zucht führt (natürlich gibt es auch mal kranke Skinnys, jedoch ist das nicht an die Rasse gebunden). Skinnys kommen bereits nackt zur Welt. Manche mit mehr und manche mit weniger Haaren, das Ziel ist jedoch eine V-förmige Behaarung am Kopf, Beinbehaarung und Restbehaarung im Genitalbereich. Am ganzen Körper sind Haarfolikel veranlagt, durch eine genetische Mutation kommt es allerdings nur zu vereinzelntem Haarwachstum.

Bei Skinnys handelt es sich, so wie bei jeder anderen Rasse, um eine natürliche Mutation der Genetik. Es ist also genauso gut oder schlecht, Skinnys zu züchten, wie jede andere domestizierte Rasse des Meerschweinchens.

 

 


Skinny Genetik


Das Skinny Gen, "sk", vererbt sich rezessiv. Das bedeutet, dass nur Skinny Pigs geboren werden können, wenn beide Eltern entweder das Skinny Gen tragen, oder Skinnys sind.

Das bedeutet auch, dass jedes behaarte Schweinchen, das ein nacktes Baby zur Welt bringt, ein Skinny Träger ist.

Skinny Träger bleiben ihr Leben lang vollkommen behaart, sie werden als Baby oft mit lockigem Fell geboren, dieses wird aber teilweise im Laufe ihres Lebens immer glatter.

 

Vererbung beim Skinny Pig:

sksk= Skinny

Sksk= Skinnyträger

SkSk= kein Skinny

Erklärung mit Hilfe des Punnett Quadrats, es handelt sich hier um ein theoretisches Konzept und keine Garantie für dieses Ergebnis.
Erklärung mit Hilfe des Punnett Quadrats, es handelt sich hier um ein theoretisches Konzept und keine Garantie für dieses Ergebnis.

Verpaarung: Skinny x Skinny


Bei einer Verpaarung von Skinny mit Skinny kommen 100%Skinny Nachkommen raus.

Verpaarung: Skinny x Skinny Träger


Bei einer Verpaarung eines Skinnys mit einem Trägertier besteht eine Chance von 50% auf Skinny Nachkommen und eine 50% Chance auf Träger Nachkommen.

Verpaarung: Skinny Träger x Skinny Träger


Bei der Verpaarung von zwei Trägertieren liegt die Chance auf Skinny Nachkommen bei 25% und die Chance auf Skinny Träger bei 75%.

Verpaarung: Skinny x kein Träger


Bei der Verpaarung von einem Skinny mit einem Nicht-Träger Tier bekommt man zu 100% Trägertiere.



Das Baldwin Gen, "bd", vererbt sich wie das Skinny Gen, da die Zucht allerdings sowieso nicht erlaubt ist, werde ich mir die weitere Ausführung sparen.


Woher kommen Skinnys?


Das erste dokumetierte Skinnys entstammt einem kanadischen Forschungslabor, dem Montreal´s Armand Frappier Institute und wurde dort 1978 erwähnt.

Dort entstanden sie nicht durch Gen-Experimente, sondern durch eine natürliche, spontane Genmutation bei der Verpaarung zweier weißer Meerschweinchen mit roten Augen. Nach diesem einen Skinny folgten immer mal wieder neue Skinnys, sie wurden allerdings bis 1982 nicht gezielt gezüchtet. 1982 lies sich der US-Wissenschaftler Charles River mehrere dieser Tiere zuschicken, um sie in seinem Labor gezielt zu züchten und dermatologische Versuche und Studien an ihnen durchzuführen. Wegen des rezessiven Erbgangs, der für nur wenig Skinny Nachwuchs sorgte, lohnte es sich letztenendes allerdings doch mehr, weiterhin behaarte Meerschweinchen zu züchten und bei Bedarf zu rasieren. So wurde die Zucht eingestellt.

Die Tiere gelangten nun irgendwie in die Hände von Züchtern und privaten Haltern und verbreiteten sich so in der Welt.

In Deutschland gibt es erst seit 2005 nachweislich Skinny Pigs.


Haltungsunterschiede


Im Grunde sind auch Skinnys nur nackte Meerschweinchen und haben keinen großartig anderen Haltungsaufwand. Natürlich sind die Skinnys, grade bei kalten Temperaturen, weder für Kaltstall noch für Außenhaltung geeignet und sollten deshalb Innen leben. Es spricht allerdings nichts dagegen, sie bei entsprechenden Temperaturen auch mal tagsüber nach draußen zu setzen und sie etwas frisches Gras und Sonne genießen zu lassen.

Viele sehen alleine dieses schon als Argument gegen diese Rasse, aber mal ehrlich: wer sich etwas exotisches halten will, der muss auch die entsprechenden Bedürfnisse erfüllen. Wenn man sich ein Reptil kauft, braucht dieses ja auch deutlich mehr Wärme (ggf sogar bis zu 40 Grad), als ein Kaninchen. Deshalb sind es aber keine Qualzuchten, sondern einfach nur Tiere, deren Bedürfnisse an ihren natürlichen Lebensraum angepasst sind. Skinnys haben theoretisch keinen natürlichen Lebensraum, das ist klar, dennoch haben sie schon immer in Innenräumen gelebt (Labore) und sich, wenn man so will, dem angepasst.

Ein anderer wichtiger Aspekt ist, dass Skinnys einen erhöhten Energiebedarf haben und deshalb ein größeres Angebot an energiereichem Futter benötigen.

Wer mehr frisst, der mehr sch** ;)

Das heißt: Skinnys machen auch mehr Dreck. Das liegt vorallem daran, dass der Stoffwechsel schneller ist, um das Skinny besser warm zu halten.

 

Ansonsten unterscheiden sie sich in den Haltungsbedingungen nicht von den behaarten Schweinchen.


Meine Meinung


Meine Meinung zu Skinnys?

Sie sind der Hammer! Ganz klar, sonst würde ich sie auch nicht halten. Ich stand ihnen auch lange skeprisch gegenüber, weil ich in erster Linie nicht viel mit einem Tier ohne Fell anfangen konnte, doch als ich die ersten Skinny Pigs gesehen habe und auch mal anpacken durfte, war es um mich geschehen.

Diese liebevollen kleinen Knopfaugen, die einem "direkt in die Seele" schauten, wer könnte denen schon wiederstehen? Skinnys "live" zu sehen ist etwas ganz anderes, als sie auf Bildern zu sehen.

Auch dachte ich lange, sie wären komisch anzupacken, aber sie fühlen sich wirklich toll an! Jemand verglich die Haut von Skinnys mit der Oberfläche eines warmen Pfirsichs. Das ist sehr passend, die Haut ist sehr seidig, hat einen ganz ganz leichten Flaum und ist heerlich warm.

 

Man merkt also: ich bin Hals über Kopf in diese Rasse verliebt und werde mich hoffentlich noch lange mit ihnen beschäftigen können.