KastratINNEN?!


Kastrierte Weibchen sind keine Neuheit, jedoch liegt die Überlebenschance bei einer Kastration über Bauchschnitt bei Weibchen nur bei etwa 20%. Deshalb wurde wirklich nur im äußersten Notfall (z.B. extreme Zysten) kastriert, um kein unnötiges Risiko einzugehen.

Etwa 2019 jedoch hat eine wirklich gute Züchterin, Jennifer Mehler von den "Erfurter Flauschwolken", zusammen mit ihrem Tierarzt eine minimalinvasive Ovarektomie Methode entwickelt, bei der den Weibchen über zwei kleine Schnitte links und rechts der Wirbelsäule am Rücken die Eierstöcke entnommen werden.

Bei diesen Kastrationen wurde bei etwa 80% der Tiere Zysten festgestellt, auch bei verhältnismäßig jungen Weibchen. Diese Form der Kastration hat bisher eine Überlebenschance von 100%.


Warum also kastrieren?


Im Grunde bietet es den Weibchen, ebenso wie den Männchen, ein Stück mehr Lebensqualität.

Bei einem Großteil der Weibchen bilden sich im Laufe des Lebens Zysten. Kastration ist die einzige dauerhafte Heilung bzw. die einzige zuverlässige Möglichkeit, Zysten vorzubeugen. Wenn sich erst Zysten gebildet haben, ist unter Umständen der Hormonhaushalt schon aus dem Gleichgewicht gebracht worden, was zu Unwohlsein in irgendeiner Form führt.

Davon ab sind Kastratinnen im Verhalten deutlich entspannter, da sie keinen Eisprung mehr haben, also nicht mehr brünstig werden. Die Brunst ist bei Weibchen oft mit großen Stress verbunden, weil die Hormone verrückt spielen, sodass sie sich auch anders verhält. Sie brommseln, besteigen andere Weibchen und laufen oft viel durch das Gehege, in der Hoffnung, einen Partner zu finden, der sie deckt. Da die Brunst beim Meerschweinchen aber etwa alle 14 Tage ist, kann diese Unruhe auch, grade wenn man viele Tiere hat, die zu verschiedenen Zeitpunkten brünstig werden, eine Weile anhalten.

Der größte Vorteil liegt definitiv also darin, dass Zysten verhindert/frühzeitig entfernt werden können und das Tier weniger hormonellbedingten Stress haben.

 

Ein weiterer klarer Vorteil ist, dass man kastrierte Weibchen quasi zu jedem Partnertier setzen kann. Wenn man einen beispielsweise sehr alten oder kranken Bock hat, kann man ihm also ein kastriertes Weibchen gönnen.


Rechtliches


Laut Tierschutzgesetz ist es verboten, einem Tier ohne Grund Organe oder Gewebe zu entfernen, außer "zur Verhinderung der unkontrollierten Fortpflanzung oder- soweit tierärtztliche Bedenken nicht entgegenstehen- zur weiteren Nutzung oder Haltung des Tieres eine Unfruchtbarmachung vorgenommen wird" (§6 Abschnitt 1).

Dieses Gesetz gilt sowohl für Weibchen wie auch für Männchen, sodass man rechtlich gesehen Weibchen ebenso kastrieren darf, wie Männchen.


Informationen zu Zysten


Reproduktionsanatomie  Meerschweinweibchen

  1. Fimbrientrichter
  2. Eierstock
  3. Eileiter
  4. Legehorn
  5. Uterus
  6. Cervix
  7. Vagina
  8. Myometrium

 

So, wie der Name es sagt, bilden sich die Eierstockzysten an den Eierstöcken, die in diesem Schaubild orange eingefärbt sind.

Je nach Kastrationsmethode wird entweder alles oberhalb des Cervix entfernt oder aber, bei der verträglicheren Minimalinvasiven Methode werden nur die Eierstöcke, Eileiter und Fimbrientrichter entfernt.

 

Eierstockzysten sind ein Problem, mit dem viele Halter von Weibchen früher oder später konfrontiert werden.

Bei Eierstockzysten handelt es sich um einen mit Flüssigkeit gefüllten Hohlraum am Eierstock.

Diese entstehen tatsächlich sehr oft, müssen aber nicht immer Probleme machen. Wenn die Eierstockzysten allerdings hormonell aktiv sind, kann das zu verschiedenen Problemen führen. Dabei ist von leichten Verhaltensveränderungen bis hin zu Kreislaufversagen alles möglich, weshalb eine zeitnahe Behandlung wichtig ist. Ein häufiges Symptom für Eierstockystem ist auch Haarverlust an den Flanken und Gewichtsabnahme.

 

Hormonbehandlung

Alle paar Wochen werden dem Schweinchen vom Tierarzt Hormonspritzen verabreicht, durch die das Wachstum der Zysten verhindert wird. Das Bedeutet: es wird zwar nicht schlimmer, aber auch nicht besser! Man schiebt das Problem nur vor sich her. In den meisten Fällen verlängert das zwar das Leben des Weibchens, aber nur selten für mehr als ein Jahr. Dazu kommt der ständige Stress durch wiederkehrende Tierarztbesuche und die damit verbundenen (relativ) hohen Kosten.

 

Kastration

Die Kastration ist die einzige Methode, die eine entgültige Lösung bietet und auch künftig dafür sorgt, dass keine Zysten mehr entstehen.

Die meisten Tierärzte raten von Kastrationen beim Weibchen ab. Das liegt daran, dass die bisherige Methode zur Kastration von Weibchen sehr gefährlich ist mit einer Überlebensquote von nur etwa 20%. Die bisher übliche Methode ist die Kastration mittels eines großen Bauchschnittes, bei dem oft sowohl Gebährmutter als auch Eierstöcke entfernt werden. Das ist ein sehr großer Eingriff mit einem großen Schnitt in der Bauchdecke. Es kann zu verschiedenen Komplikationen führen, eine der häufigsten ist das Aufreißen der Bauchnaht.

2019 entwickelte Jennifer Mehler ( RMZ Erfurter Flauschwolken) mit ihrem Tierarzt eine Methode der Kastration bei Weibchen, die viel besser vertragen wird, als die bisherige. Bei dieser minimalinvasiven Ovarektomie werden nur die Eierstöcke über zwei kleine Schnitte im Rücken entnommen. Bisher haben alle Weibchen diese Operation sehr gut überstanden und sich danach gut erholt.

 

Ausdrücken

Die Zysten werden tatsächlich und wortwörtlich im Körper des Weibchens ausgedrückt, also zum Platzen gebracht. Wie unfassbar schmerzhaft das ist, kann und will ich mir gar nicht vorstellen. Alleine bei dem Gedanken, dass jemand soetwas mit einem Tier macht/machen lässt, kriege ich Gänsehaut.

Davon ab ist es extrem gefährlich. Es können andere Organe verletzt werden und durch die freie Flüssigkeit im Körper kann es zu Bauchfellentzündungen kommen.

 

Punktieren 

Die Zysten werden mit einer langen Nadel durchstochen und zum Auslaufen gebracht. Auch diese Variante ist extrem schmerzhaft und gefährlich. Andere Organe können verletzt werden und die Flüssigkeit kann zu Bauchfellentzündungen führen.

 

Homöopathie

Bei Homöopathie scheiden sich bekanntlich die Geister. Aus rein medizinischer Sicht: Mit Homöopathie kann man Eierstockzysten nicht behandeln. Es spricht natürlich nichts dagegen, sie unterstützend zu einer der anderen Behandlungsmethoden Homöopathische Unterstützung anzubieten.

 

Nichts tun

Wenn man Eierstockzysten nicht behandelt, wird das Tier mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit früher oder später an ihnen versterben. Nichts zu tun ist also keine Option, wenn man seine Tiere liebt.


Eierstockzysten eines Meerschweinchens
Eierstockzysten eines Meerschweinchens